Die schönsten Momente im Leben sind die, wo man viel zu wenig erwartet und dann alles bekommt. Denn mal ganz ehrlich, wenn man am Wochenende zu einem Theaterstück einer Laientruppe nach Schwaig ins Fußballvereinsheim fährt, ist glänzende Unterhaltung so ziemlich das Letzte, womit man rechnet.
Doch "ROM", das diesjährige Stück, hat alles, was den meisten deutschen Comedians fehlt: heilenden Humor, echtes Storytelling und eine Leidenschaft, die sich vom Autor über den Regisseur und die Schauspieler bis hin zu den vielen helfenden Händen zieht.
Verantwortlich zeichnen die Hellinger-Brüder Rainer und Robert, deren Leidenschaft einem aus jeder Pore des Stückes entgegenschlägt. Aufwändigste Bühnenbilder, bayerische Dialoge, die den Nagel auf den Kopf treffen und Sprüche, die man mitschreiben möchte, um sie nicht zu vergessen. Die Inszenierung passt von A bis Z - da können sich die Kammerspiele glatt verstecken. Denn in Schwaig werden die Schauspieler bei der Hand genommen, ohne dass ihnen der Raum für persönlichen Ausdruck gestohlen wird.So sind die Schauspieler eine Klasse für sich und bleiben durch und durch menschlich. Ihre ausdrucksstarke Mimik und Gestik haben mich genauso wie die bayerischen Ausdrücke permanent zum Lachen gebracht. Herrlich auch die zwar äußerst seltenen, aber wenn dann mit dem Zuschauer gemeinsam veratmeten Versprecher. So viel unverfälschte Spielfreude und so viel Miteinander. Da merkt man das Eingeschworene und die Vertrautheit - eine Atmosphäre, die sich eins zu eins auf die Zuschauer überträgt. Denn obwohl ich nicht aus Schwaig komme, gab es immer jemanden vom Nebentisch, der mir die Insiderwitze erklärt hat.
"ROM" bietet, was die meisten Stücke verlernt haben: Das Aufarbeiten dörflicher Geschichten und Geschehnisse sowie das Aufgreifen stadtbekannter Figuren zur Verarbeitung des vergangenen Jahres. Echtes Storytelling eben.
Rainer und Robert Hellinger gebührt großes Lob: Für ihr Talent, ihre Leidenschaft und ihre Energie. Ich bin jedenfalls in den letzten Jahren nicht besser unterhalten worden - auch nicht im Fernsehen. Auf dem Rückweg im Auto habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen, was man hätte besser machen können. Wir waren uns einig: Nichts.
Euer Uwe
Montag, 15. Februar 2010
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